Unbezahlte Arbeit

Frauen arbeiten mehr

Im Durchschnitt leisten Frauen jeden Tag knapp 4,5 Stunden unbezahlte Arbeit – das sind täglich in etwa 2 Stunden mehr als Männer. Das heißt: Frauen werden nur für ca. 40 % ihrer gesamten Arbeit entlohnt. Bei Männern ist es umgekehrt: Sie werden für den Großteil ihrer Arbeit bezahlt (Statistik Austria 2021/22).Wem die (Haupt-)Verantwortung für die unbezahlte Care-Arbeit im Alltag zukommt, hängt häufig mit gesellschaftlich vorherrschenden Geschlechterrollen und ‑stereotypen in Österreich zusammen. Das traditionelle Geschlechterverständnis ordnet die häusliche Sphäre bzw. Care-Arbeit ‚der Frau‘ und die Erwerbssphäre bzw. die bezahlte Arbeit ‚dem Mann‘ zu. Obwohl Frauen den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit stemmen, sind die meisten von ihnen auch erwerbstätig. Dies führt dazu, dass Frauen insgesamt einen größeren Teil ihrer Zeit mit Arbeit verbringen als Männer.

Auswirkungen auf Einkommen und Pension

Zwar ist die Erwerbsquote in Österreich auch unter Frauen in (Hetero-)Paarbeziehungen sehr hoch, allerdings kommt ihnen – vor allem, wenn es Kinder gibt – häufig die Rolle der ‚Zuverdienerin‘ zu. Der Mann stellt sehr oft den Hauptverdiener dar.

Jede 2. erwerbstätige Frau in Österreich arbeitet ‚nur‘ in Teilzeit. Damit ist Österreich das EU-Land mit der zweithöchsten Teilzeitquote bei Frauen. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt der Teilzeitquote bei Frauen lag im Jahr 2022 bei nur 29,1 %.

Doch warum braucht es einen kritischen Blick auf die hohe Teilzeitquote bei Frauen? Der Grund ist: Die meisten Frauen verzichten unfreiwillig auf eine Vollzeit-Stelle. Fast 40 % der Teilzeit-beschäftigten Frauen in Österreich nennen als Grund für die Teilzeit-Beschäftigung, dass sie sich neben der Erwerbstätigkeit auch um Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene kümmern müssen. Das sind die häufigsten Gründe, warum Frauen in Österreich Teilzeit erwerbstätig sind. Für die wenigen Männer, die Teilzeit arbeiten, ist das der seltenste Grund. Sie entscheiden sich freiwillig dazu weniger Stunden zu arbeiten oder wollen sich nebenbei fortzubilden.

In Österreich sind Frauen noch immer in der Hauptverantwortung für Haushalt und Familienarbeit. Sie managen. Das stellt eine psychische Mehrbelastung für Frauen dar (Mental Load) und wirkt sich zusätzlich auf ihre Erwerbstätigkeit und ihr Einkommen aus. Konkret verdienen Frauen – auch aufgrund der fehlenden Zeit für Erwerbsarbeit – um ein ¼ weniger als Männer. Im Ruhestand werden sie dann noch einmal abgestraft: Denn wer weniger Erwerbsarbeit geleistet hat bzw. weniger Erwerbseinkommen hatte, erhält am Ende auch eine geringere Pension. Der Gender Pension Gap ist hoch. In Österreich war die durchschnittliche Alterspension von Frauen im Jahr 2022 um 41,1 % niedriger als die von Männern.

Institutionelle Rahmenbedingungen

Viele Paare wollen aus den traditionellen Geschlechterrollen ausbrechen und Care-Arbeit und Erwerbsarbeit gleich(er) zwischen sich aufteilen. Gleichzeitig sind die traditionellen Geschlechterrollen noch vielfach in unsere Verhaltensweisen, Gewohnheiten, aber auch in die österreichische Sozialpolitik (z.B. Gender Pay Gap in Kombination mit einkommensabhängigem Karenzgeld) eingeschrieben. Daher fällt es oft schwer, eine neue Rollenverteilung im Alltag umzusetzen. Die Frauen- und Mädchenberatungsstellen unterstützen auch bei diesen Herausforderungen in ganz Österreich. Besonders bei Mental Load gibt es viele konkrete Maßnahmen, durch die sich eine fairere Arbeitsumverteilung starten lässt.