Immer häufiger sprechen wir neben psychischer und körperlicher Gewalt von Cyber-Gewalt oder auch digitaler Gewalt. Bei Cyber-Gewalt handelt es sich um Gewalt, die im digitalen Raum stattfindet und durch technische Hilfsmittel ausgeführt wird. Cyber-Gewalt können alle Menschen erfahren – aber auch hier zeigt sich eine geschlechtsspezifische Ungleichheit: Frauen und Mädchen sind deutlich stärker betroffen:
- Jede dritte Frau erfährt mindestens einmal im Jahr digitale Gewalt.
- Bei den 15 bis 18-Jährigen sind jährlich zwei Drittel betroffen.
Oft wird bei Cyber-Gewalt zuerst an Hatespeech und Gewalthandlungen durch fremde Personen gedacht. Tatsächlich findet aber ein Großteil der Cyber-Gewalt im persönlichen Nahraum, bspw. in (Ex-)Partnerschaften, statt. Frauen und Mädchen, die bereits Gewalt in der (Ex-)Partnerschaft erleben, sind meist auch von Cyber-Gewalt betroffen. Die Täter, meist männlich, versuchen mittels digitaler Dienste und Technik Kontrolle über die Betroffenen auszuüben, sie zu isolieren oder zu belästigen.
Die Arbeit des Netzwerks
- #GemeinsamGegenCybergewalt: Von September 2023 bis Dezember 2024 arbeitete das Netzwerk gemeinsam mit dem Frauenservice Graz am Projekt #GemeinsamGegenCybergewalt. Im Rahmen des Projekts wurde der Beratungsbedarf von Betroffenen ermittelt, um Beratungsangebote zu spezifizieren. Hierfür haben wir Materialien für die Beratung bei Cyber-Gewalt sowie Informationen für Betroffene und Interessierte erstellt.
- Öffentlichkeitsarbeit: In der öffentlichen Wahrnehmung ist Cyber-Gewalt als eine Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen stark unterrepräsentiert. Dabei steigen die Beratungszahlen in den Frauen und Mädchenberatungsstellen kontinuierlich. Durch Pressearbeit und Social Media-Kampagnen wird das Netzwerk FMBS auch nach Projektende weiterhin über Cyber-Gewalt informieren. Mithilfe des Hashtags #GemeinsamGegenCybergewalt findet ihr auf Facebook und Instagram all unsere Social Media-Beiträge rund um das Thema Cyber-Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
- Wissenstransfer: Digitale Innovationen sind schnelllebig und Cyber-Gewalt geschieht über verschiedenste Kanäle, Anwendungen und Geräte – oft ist es schwer für Einzelpersonen oder Einrichtungen, immer up to date zu bleiben. Als Netzwerk sammeln und bündeln wir Wissen und Informationen, um sie an die Beratungsstellen weiterzugeben.
Die Arbeit unserer Mitgliedseinrichtungen
- Aufklärung und Sensibilisierung: Die Beratungsstelle Frauen* beraten Frauen* informieren und sensibilisieren im Rahmen ihres Projekts „Netzamazonen“ zu Cyber-Gewalt: Welche Risiken und Gefahren liegen im Online-Dating? Wer hat mein Smartphone eingerichtet? Das 2024 veröffentlichte Handbuch „Ist das schon digitale Gewalt?“ verhandelt all diese Fragen und leistet ein umfangreiches Wissen zu Cyber-Gewalt. Das Handbuch kann bei den Kolleginnen in Wien angefragt werden.
- Beratung und Unterstützung: Die Beratungsstellen im Netzwerk sind offene Anlaufstellen für alle Frauen und Mädchen und beraten Klientinnen bei allen Formen von Gewalt – auch Cyber-Gewalt.