Spenden

Geschichte & Roll-Up-Ausstellung

Ausgelöst durch die zweite Frauenbewegung in den 1970er Jahre entstehen in Österreich Selbsthilfegruppen, Notrufstellen, Frauenhäuser und die erste Frauenberatungsstelle. In den darauffolgenden Jahren werden immer mehr niederschwellige Angebote für Frauen und Mädchen gegründet. 1995 schließen sich schließlich 27 autonome Frauen- und Mädchenberatungsstellen zusammen – zum Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.

Anlässlich des 30. Geburtstags des Netzwerks haben wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit begeben; haben alte Fotos und Dokumente durchstöbert und Interviews mit Gründer*innen des Netzwerks geführt. Die Roll-Up-Ausstellung, die im Rahmen der Feierlichkeiten erstellt wurde, begleitet diese Reise und erzählt die lange und bewegte Geschichte des Netzwerks österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.

Ergänzend zur Ausstellung finden sich hier Auszüge aus den Interviews mit den Gründungsmitgliedern und ersten Mitarbeiterinnen des Netzwerks FMBS: Itta Tenschert und Marion Breiter.

Roll Ups NetzwerkFMBS1

80 und 90er Jahre: Die Entstehungszeit des Netzwerks

1980 wurde in Wien die erste Frauenberatungsstelle gegründet. In den darauffolgenden Jahren entstanden in ganz Österreich zunehmend niederschwellige Anlaufstellen für Frauen und Mädchen, denn frauenspezifische Unterstützungsangebote waren damals noch stark begrenzt. Heute gibt es in fast jedem Bezirk Österreichs ein spezialisiertes Beratungsangebot.

Unterstützt von Johanna Dohnal, der ersten Frauenministerin Österreichs, erlebten die Frauen- und Mädchenberatungsstellen ihre erste Institutionalisierung. Dohnal initiierte den Aufbau von 27 Frauenservicestellen, die als offizielle Beratungsangebote etabliert wurden. Schon bald wurde deutlich, dass die Beratungsstellen ein eigenes, unabhängiges Netzwerk benötigten, um ihre politischen Anliegen koordiniert nach außen zu vertreten und ihre Stimmen in gesellschaftlichen sowie politischen Debatten zu stärken. 1995 entstand aus diesem Bestreben das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Marion Breiter und Itta Tenschert, langjährige Mitarbeiterinnen und Mitgründerinnen des Netzwerks erzählen euch mehr über die Situation der Frauen, Mädchen und NGOs in den Anfangsjahren des Netzwerks:

Wegweisende Projekte und Kooperationen

Von Anfang an haben sich die Frauen- und Mädchenberatungsstellen national und international vernetzt – mit Partnerorganisationen, Institutionen und der Politik. Von Wien über Paris bis nach Teneriffa schmiedeten die „Netzwerkerinnen“ Bündnisse und ermöglichten Wissens- und Erfahrungsaustausch, immer mit dem Ziel, Geschlechtergerechtigkeit in Österreich zu stärken.

Mit dem EU-Beitritt Österreichs wurden die Beratungsstellen und das Netzwerk zu gefragten Partnerinnen für EU-Projekte, die sie engagiert umsetzten. Gleichzeitig nutzten sie diese frühen Projekte, um gemeinsam mit den Mitgliedern die Struktur des Dachverbands zu entwickeln. Durch rege Treffen und Austausch entstand in kurzer Zeit ein starker Dachverband, der bald national und international bekannt war.

Marion Breiter berichtet näher über die Projekte und Kooperationen aus dieser Zeit:

Feminismus als Begleiterin – gestern, heute und morgen

In den ersten Jahren nach ihrer Gründung stießen feministische Einrichtungen auf viel Skepsis und Vorbehalte. Frauen- und Mädchenberatungsstellen galten vielerorts als „Störfaktoren“ – zu Recht, denn sie stellten tradierte, patriarchale Strukturen infrage. Getragen vom starken Zusammenhalt im Netzwerk und den gemeinsam entwickelten Qualitätsstandards ist Feminismus seit Beginn ein stetiger Begleiter, der die Arbeit der Frauen- und Mädchenberatungsstellen maßgeblich prägt.

Heute sind die Beratungsstellen unverzichtbare Säulen des österreichweiten Unterstützungssystems. Durch kompetente Beratung, mutige Präventionsarbeit und engagierte Öffentlichkeitsarbeit tragen sie entscheidend dazu bei, die Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen nachhaltig zu verbessern.

Itta Tenschert wirft einen Blick in die Vergangenheit und zeigt, was damals im Fokus stand – und wie sich die Arbeit des Netzwerks und der Beratungsstellen bis heute entwickelt hat: